Die Sonne scheint, der Himmel ist strahlend blau und wir rollen auf der B99 aus Görlitz. Wir wollen in den Süden des Landkreises. Auf die Lausche, den höchsten Berg der Niederschlesischen Oberlausitz. Dorthin wo der tschechische Hase dem deutschen Igel ganz romantisch gute Nacht sagen könnte.
Kameramann Chris fährt, und ich hänge meinen Gedanken nach, während neben mir die gelben Rapsfelder vorüberziehen. In der Ferne drehen sich lautlos kleine Grüppchen von Windrädern, die Fahrtluft zieht erfrischend zum offenen Fenster herein.
Der Verkehr fließt. Wir gleiten durch die Städtchen, und ich frage mich, wo wohl die Menschen sind. Wenig Autos, wenig Menschen auf der Straße. Es ist eine Radikalkur zum Großstadtdschungel. Ostritz, Zittau. Ich sehe wahre Prachtbauten, neben sanierungsbedürftigen Gebäuden, denen man die Grandezza besserer Tage noch ansieht. Die Substanz ist da, wer hier anpacken will, könnte sich selbst verwirklichen.
Ich beobachte Chris beim Fahren. Er ist hier geboren und aufgewachsen, zum Studium gegangen, aber danach wieder zurückgekommen. Nicht weil er musste, nein, weil er es wollte. Er lebt die Region. Das sind keine Marketingphrasen, mit denen er mich versucht, von seiner Heimat zu überzeugen. Er ist selber überzeugt von seinem Landkreis. Ich spüre den Stolz, die Leidenschaft für seine Heimat und bin fast ein bisschen neidisch, nicht hier aufgewachsen zu sein.
Hinter Bertsdorf-Hörnitz öffnet sich plötzlich der Blick auf eine grandiose Arena. Das Zittauer Gebirge liegt vor uns. Umgebindehäuser stehen wie Puppenhäuser im Grünen. Es wirkt fast ein bisschen surreal. Ganz real, aber der Lausche-Aufstieg zu Fuß. Auf den Punkt gebracht könnte man sagen: kurz, aber kernig. Der Stepper im Fitnessstudio ist quasi das Wohlfühlprogramm im Vergleich. Es brennt in den Waden, als es am Skilift vorbei durch eine grüne „Hölle“ steil bergauf geht. Schweigend und schwer atmend geht es den Berg hoch. Schritt für Schritt. Es wird still, man hört nur die Vögel zwitschern und den Wald rauschen. Es braucht nicht viel, um ganz bei sich zu sein.
Nach 40 Minuten Aufstieg liegt die Niederschlesische Oberlausitz vor und Tschechien hinter uns. Ein 360 Grad Panorama aus verschiedenen Grünschattierungen. Hier und da ein gelbes Rapsfeld, dazwischen drehen sich die Windräder. „Kein schöner Land“- Atmosphäre im Landskron Revier. Es gibt sicherlich weniger schöne Landkreise als die Niederschlesische Oberlausitz, denke ich mir und muss zufrieden lächeln. So kann es gerne die nächsten 3 Wochen weitergehen.