Schwere abgedunkelte Limousinen deutscher Premiumhersteller rollen langsam über das Kopfsteinpflaster der Görlitzer Innenstadt. Am Obermarkt stehen diskret im Schatten der Arkaden Personenschützer in Zivil. Sie mustern jeden Passanten aufmerksam. Ich schlendere der Limousinen-Armada entgegen, und spüre die abschätzenden Blicke des Personenschutzes auf mir liegen. Sie wissen wer in den Fonds der Limousinen sitzt. Ich weiß es auch, und gehe weiter auf die sich im Schritttempo nähernde Fahrzeugkolonne zu.
Rückblick. Es ist brüllend heiß auf dem Siemens Innovationscampus in Görlitz. Ein Pulk aus Journalisten von Print bis TV drückt sich in das bisschen Schatten des Turbinengebäudes von Siemens Energy. Dann geht alles plötzlich ganz schnell. Mehrere Limousinen fahren vor. Türen gehen auf, Personenschützer und Assistenten steigen aus. Mittendrin, die Hauptpersonen. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer.
Es mag ein langer Weg aus Berlin und Dresden sein, aber noch weiter war der Weg zu diesem Termin. Der Bundeswirtschaftsminister und Ministerpräsident haben einen Förderscheck in Höhe von 42 Millionen Euro im Gepäck. Es geht um das Projekt „Fraunhofer Hydrogen Lab Görlitz“ zur Errichtung eines Wasserstofflabors. Ein wichtiges Signal für den Standort Görlitz und die Region.
Obwohl es das Protokoll nicht vorsieht, greift sich Peter Altmaier nach der Begrüßung unvermittelt das Mikrofon und lobt: „Ich kenne keinen anderen Ministerpräsidenten, der sich so sehr für sein Bundesland ins Zeug legt.“ Der Bund stellt 8 Milliarden Euro für den Strukturwandel zur Verfügung, davon gehen ca. 3 Milliarden € in die neuen Bundesländer. Einen großen Teil vom Kuchen hat die Region schon ab bekommen aber es braucht auch Einsatz, um an diesem Geldtopf zu partizipieren. Von alleine kommt das Fördergeld nicht. Es ist ein langer Prozess, viel Überzeugungsarbeit muss da geleistet werden.
„Es sei leicht zu sagen: so jetzt erfinden sie mal die Zukunft neu“, ergänzt Michael Kretschmer den Bundeswirtschaftsminister. „Es brauche eben auch Anschub von Außen, um den Wandel überhaupt nachhaltig in Bewegung zu bringen.“ Die Investition in diesen Innovationscampus muss als positives Signal verstanden werden. Berlin hat die Region definitiv auf dem Radar, sonst wäre der Bundeswirtschaftsminister Altmaier nicht extra angereist.
In der abschließenden Presserunde, erkläre ich kurz meinen Auftrag für das #unbezahlbarland und möchte dann von Peter Altmaier wissen, wie er die Niederschlesische Oberlausitz und ihre Menschen wahr nehme? „Er sehe Parallelen zu seiner Heimat Saarland, auch eine Region die den Strukturwandel erlebe, aber gestärkt daraus hervorgehen könne.“
Knapp 1 Stunde später schlendere ich im Zentrum von Görlitz wie eingangs erwähnt auf die mir entgegenkommende Wagenkolonne zu. Ob sie meine Frage nachhaltig beeindruckt hat, wage ich zu bezweifeln. Aber das mit dem Stuttgarter Blogger scheint hängengeblieben zu sein. Im Vorbeifahren winken mir nacheinander Peter Altmaier und Michael Kretschmer freundlich zu. Und sollten die Herren diesen Beitrag hier lesen: Setzen Sie sich bitte weiter für das #unbezahlbarland ein. Es ist es wert.